Mittwoch, 29. Mai 2013

Gesichtet: Hangover III + Fast & The Furious 6 -- The Bromance May




„Wann ist ein Mann ein Mann“: Nicht nur Rocker Herbert Grönemeyer fragt sich das immer wieder. Männer weinen heimlich, Männer haben Muskeln, Männer brauchen viel Zärtlichkeit. (Wir empfehlen, den Text am besten mit folgendem Song im Hintergrund zu lesen...)


Glaubt man den neuesten Hollywood-Fließband-Blockbustern und Jugend-Vorbilds-Streifen „Fast and the Furious VI“ und „HangoverIII“ welche gerade im Kino gestartet sind, gehören nicht nur laute und schnelle Autos sowie eine gehörige Portion Bromance dazu, nein es sind vor allem auch die gemeinsamen Ziele die zusammen schweißen. Das und verdammt viel lüsterne Homoerotik! 



In „Hangover 3“ wird das verbale Vorspiel dermaßen auf die Spitze getrieben, dass man kaum noch miteinander spricht, sondern direkt anfängt zu flirten. „Vielleicht solltest du besser dein Shirt ausziehen“ haucht der debile Alan mit seiner zarten Stimme Schönling Phil zu als der mit seiner geballten Manneskraft einen riesigen Hammer durch die Luft wirbelt, während die anderen ihm liebestoll dabei zuschauen. Das „Wolfsrudel“ wie sich die Bezugsgruppe ganz niedlich nennt, ist zum ersten Mal weder besoffen noch unter Drogeneinfluss und dementsprechend auch meilenweit von einem Hangover entfernt, dafür müssen sich die vier Freunde mit Gangster Chow herumschlagen, der wie echte Männer nun mal so sind, andauernd anbietet den einen oder anderen Schwanz der Hauptdarsteller zu lutschen und mal ganz ehrlich: Die knisternde Mannes-Wollust ist im dritten Teil der Saga so prägnant dahinbrodelnd, dass das Fass gerne überlaufen könnte. 



Zieht euch doch einfach alle aus und blast und fickt euch das Hirn raus, will man immer wieder schreien, während die Charaktere durch ein doch recht spannungsloses und unwitziges Drehbuch schlafwandeln. Apropos Schlafwandeln: auch bei "Fast 6" stimmt so einiges mit der Motivation der Figuren nicht. Hier haben alle jedoch so viel Humor um sich selbst auf die Schippe zu nehmen. „Versteckt das Babyöl“ wird propagiert, wenn Dwayne „The Samoan Thor“ Johnson in den Raum trampelt oder einfach nur total tuntig mit den Händen angelehnt an seiner Hüfte am Filmset herumsteht, und nicht genau weiß was eigentlich gerade los ist. 


Immer schön die Hände an die Hüfte / Wer groß sein, will muss fressen!!

„Hört auf damit“ ruft er einmal in eine gelangweilte Gruppe. Womit? Das weiß keiner so genau. Ist ja auch egal, bald fliegt wieder was in die Luft. Johnsons gigantischer Muskelberg von Körper zum Beispiel, der wird von einem sehr engem T-Shirt im Zaun gehalten. Allerdings spannt der Textilfetzen so sehr, dass es immer wieder so aussieht, als würde das Shirt dem Druck nicht gewachsen sein und The Rock selbst gleich explodieren. 



Jeder Gay-Porno hat sicherlich mehr an Handlung zu bieten, als beide Filme zusammen. Irgendwie geht es beim „Furious-Streifen“ darum Lette – die im 3. oder 1. oder 20. Teil schon längst gestorben ist, nun aber inklusive Amnesie von den Toten zurückgekehrt, wieder zu ihrer „Familie“ geholt werden soll; denn das ist das wichtigste Credo des Films: „Nichts geht über die Familie“. Die Hangover-Boys versuchen derweil ein gekidnapptes Mitglied ihres Wolfsrudels zu befreien und darüber hinaus Gold von Mega-Gangster Marshall alias John Goodman zurück zu holen. 



Während Dwayne Johnson seine Rasselbande mit der Drohung „Hier riecht's nach Arschtritt“ noch bezähmen kann, steckt der wilde Asiate Chow seine Nase gleich direkt in Stu's Hintern. Macht aber auch Sinn, echte Männer brechen nun mal eben als Cosplay-Hündchen mit Fetisch-Nieten-Lederhalsbändern bewaffnet, auf allen Vieren torkelnd, in eine tijuanische Villa ein. Wenn das kein Male-Bonding ist. Gebunden wird sich auch bei den toughen Boys des Auto-Baller-Streifens. Wenn gegen Ende Dwayne Johnson und Vin Diesel im Tag-Team einen Bösewicht-Hühnen den Gar aus machen, gibt man voller Euphorie auch mal seinem Sitznachbarn High Five. 

Doch nach all den Abenteuern die man miteinander erlebt, egal ob man nun gemeinsam in Las Vegas vom Ceasars Palace abseilt, oder in den Londoner U-Bahn zu zweit von einem Martial-Arts-Kämpfer nieder gemacht wird, am Ende, tja am Ende... da ist man doch an die Konventionen der heterosexuellen Weltanschauung gebunden. "Fast & Furious 6" endet nicht in einem glitschigen Muskelberg-Einöl-Marathon, sondern bei einem männlich, saftigen BBQ im Hinterhof. Und auch beim finalen Teil der „Hangover“-Trilogie gibt es zum Schluss kein prickelndes Male-Blowjob-Fest, hier wird ganz konservativ geheiratet. Noch schlimmer (Achtung Spoiler): Das Wolfsrudel löst sich auf um in der von verklemmten Heten regierten Welt zu bestehen. Doch wann ist denn ein Mann nun heutzutage ein Mann? Wann ist ein Mann ein Mann? Wann ist ein Mann ein Mann?         

Text: Markus Breuer 
Fotos: Promo/Verleih 

Hangover III                              20% 
The Fast & The Furious VI           40%


Trailershow: 







Samstag, 23. März 2013

Interview: Mark Wahlberg



Gelb gewellte Auslegware und Treppen aus weißem Marmor weisen uns den Weg. Wir befinden uns im Ritz Carlton am Potsdamer Platz und warten auf Mark Wahlberg. Kurz vor der Berlinale jettet der berühmte Ex-Rapper, Ex-Calvin-Klein-Model und mittlerweile einflussreiche Hollywoodstar und Produzent in die Hauptstadt um die Promo-Trommel für seinen neuesten Streifen “Broken City” zu rühren. Ganz ungezwungen und mit bester Laune betritt er den Interview-Raum “Hey Jungs, wie geht’s euch?” informiert er sich in einem kumpelhaften Umgangston. Dabei sieht Marky Mark so aus, als wäre er direkt aus dem Wellness-Bereich des Luxus-Hotels zu uns gestossen. Bunte Sneakers an den Füßen, T-Shirt, Schweißbändchen am Arm und eine Flasche Hydro-Water in der Hand. Natürlich trinkt er auch nur das, ihm gehört schließlich ein Teil des Konzerns der dahinter steht. Doch dazu später mehr. Reisen wir erst mal in seine bewegte Kindheit.

Herr Wahlberg, wie war es, als eins von neun Kindern in einer Arbeiter-Groß-Familie auf zu wachsen?

Es war ziemlich normal, denn es war das einzige was ich kannte. Ab einem bestimmten Alter merkte ich, dass ich mir nicht alles leisten konnte, was andere Kinder so hatten, aber wir hatten immer uns und das reichte. Es war sehr chaotisch, aber meistens cool und vor allem, wenn man mal in einen Kampf geraten ist, konnte man immer einen seiner anderen Brüder um Hilfe bitten.

Wann kamen die ersten Träume ans Kino und die Idee beim Film zu arbeiten?

Das kam alles erst sehr spät, als ich Danny DeVito und Penny Marshall getroffen hatte, so mit 20 oder 21 Jahren. Das Kino habe ich aber schon immer geliebt. Meine Lieblingsbeschäftigung war es mit meinem Vater Filme zu gucken. Der erste Film den ich jemals im Kino gesehen habe war “Ein stahlharter Mann” mit Charles Bronson. Ich erinnere mich noch als wäre gestern gewesen. Steve McQueen, Robert Ryan und James Cagney, alle diese Typen, die besser als andere aussahen, wurden meine Idole.

Toll macht er das alles. Man fühlt sich so, als hätte man einen entspannen Kumpel neben sich zu sitzen, der ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert und das alles gar nicht so anstrengend findet. Fragen wir ihn mal etwas zu dem Film, der eigentlich promotet werden soll.

Niemand hat eine reine Weste in “Broken City”, es gibt kein echtes Happy End, dass ist alles ein wenig untypisch, was hat sie dazu bewegt den Film zu machen?

Ich liebe diese Welt, mag das Material, solche Filme machen mir einfach Spaß und es kann nicht immer Happy-Endings geben. Filme über Korruption und Leute die viel Macht haben und diese falsch nutzen ziehen mich einfach magisch an, obwohl ich auch vieles anderes mache, sind es doch genau diese Geschichten die ich zeigen möchte. Macht ist einfach gefährlich und schon als Kind hatte ich es mit korrupten Polizisten zu tun. Es ist eine Welt in der ich mich wohl ziemlich gut auskenne.

Welche Rolle hatten sie als Produzent bei dem Projekt, konnten sie selbst die Schauspieler aussuchen?

Ich habe alle Schauspieler ausgesucht, mich um alles gekümmert. Vom Geld besorgen, über die Idee den Streifen unabhängig zu produzieren. Wir haben ihn im Geiste einer Fernsehproduktion gemacht. Weniger Geld, weniger Zeit, aber wenn man gutes Material hat, verzichten große Schauspieler auch mal gerne auf ihre normalen Gagen.

Stimmt es, dass sie eigentlich die Rolle des Bürgermeisters übernehmen wollten?

Ja, wisst ihr, man will immer die Rolle haben, für die man eigentlich nicht der richtige ist. In “Ted” wollte ich eigentlich der Bär sein, wenn man “Scarface” liest, will man “Scarface” sein.

Aber wieso ist Russel Crowe dann besser geeignet als sie?

Na ja, vor allem stimmt es mit dem Alter eher als bei mir. Aber junge Leute wollen immer die alten und die alten die jungen spielen. Ich habe mal ein Drehbuch von Paramount Pictures bekommen und es gelesen. Es ging um einen alten und einen jungen Typen und ich wurde immer aufgeregter und hatte mich in Geschichte verliebt. Vielleicht rufe ich Jack Nicholson an, er ist ein Kumpel von mir oder Tommy Lee Jones, die wären perfekt für den alten part. Dann bekomme ich einen Anruf aus dem Studio. Sie fragen mich, was ich von Gerrett Hedlund halte. Er ist cool, aber wieso wollt ihr das wissen? Antworte ich. Na ja, er soll den jungen Typen spielen. Wie bitte? Wer bin ich dann? Schreie ich in den Höhrer, ich bin schon der verfickte alte Typ? Das geht alles so schnell.

Stimmt es, dass es während dem Dreh einen Unfall gab?

Ja, es gibt diese Szene wo mein Charakter anfängt zu trinken, weil er seine Freundin, die ja Schauspielerin ist, auf der großen Leinwand in einer Sexszene sieht. Grauenhaft, meine Frau würde ich auch nie in so etwas sehen wollen, sie hasst es auch, wenn ich erotische Szenen drehe. Er geht also auf die Strasse und verprügelt ein Paar Männer, macht was kaputt und wirft Flaschen umher. Ich hab einfach ein paar Freunde angerufen, denen ich aufs Maul hauen konnte und wir haben mit der Kamera drauf gehalten.

Wie bitte?

Ja, ich hatte keine Lust viel zu choreographieren, also rief ich zwei Freunde an, sagte ich bring euch in meinen neuen Film. “Cool, was sollen wir machen” erwiederten sie und wussten auch gleich es wird was verrücktes werden. Stellt euch einfach in die Ecke da hinten und schaut was passiert. Ich rannte hin und wir schlugen einfach die Scheisse aus uns raus. Plötzlich schreitete die Polizei ein und wollte einen Schlussstrich unter die Sache setzen. Es reicht, sie wollten mir die Drehgenehmigung weg nehmen. Also musste ich im Büro des echten Bürgermeisters anrufen und um Vergebung bitten, damit wir weiter machen konnten.

Herrlich, wie er mit kleinen Anekdoten und persönlichen Geschichten um sich wirft, er weiss einfach wonach die Presse lechzt. Ein Profi. Und jetzt wird er richtig leidenschaftlich. Man sieht ihm die Passion richtig an, spürt wie er sich für Projekte begeistern kann.

Sie haben die amerikanischen Rechte des norwegischen Films “Headhunters” erworben?

Ich liebe diesen Film einfach, er ist so großartig.

Ein zustimmendes Nicken von unserer Seite aus.

Hast du den Film gesehen? Fragt Wahlberg.

Ja, er war super!

An dem Tag wo ich ihn sah, haben wir gerade “Broken City” gedreht und meine Familie plante vorbei zu kommen, weil wir Thänksgiving feiern wollten. Ich habe einem Kumpel gesagt, er muss ihnen erklären, dass ich erst diesen einen Thriller zu Ende sehen muss. Wir wollten eine amerikanische Version davon drehen. Und dann wurde ich richtig traurig, weil er eh schon verkauft war. Ich wollte ihn produzieren und drin mitspielen, hatte mich schon mit dem Regisseur getroffen, also habe ich den neuen Verleih angerufen und denen erklärt, dass sie verkacken werden und ich das machen muss, aber im Moment weiss ich nicht mal mehr wo die Rechte geblieben sind. Oh man, erinnert ihr euch noch an diese eine Szene, wo das Polizeiauto die Klippe runter fällt, oder als er sich die Haare mit dem Messer schneidet?! Einfach verdammt großartig der Streifen. Oder die Szene mit dem Hund. Wow!

Genug geschwärmt, holen wir ihn mal ein wenig zurück in die Realität und stellen die obligatorischste aller Fragen.

Du hast schon immer einen wohl trainierten Körper, wie wichtig ist dir Fitness und was ist dein Geheimnis?

Ich liebe es meinen Körper zu pushen, ich kann mich an physische Grenzen bringen, aber es kommt immer darauf an, was ich gerade spiele. In “Broken City” reicht es aus, normal rum zu laufen, aber in “Pain & Gain”, den ich mit Michael Bay gedreht habe, musste ich richtig pumpen gehen. Ich spiele einen Bodybuilder.

Vermisst du die Zeit als Marky Mark manchmal und ist deine Musik-Karriere endgültig ein geschlossenes Kapitel in deinem Leben?

Es ist auf jeden Fall vorbei. Aber es waren echt lustige Zeiten. Ich kann mich noch daran erinnern oft in Deutschland und Berlin gewesen zu sein und allen möglichen Trubel veranstaltet zu haben. Es gibt aber keinen Fokus und keine Disziplin im Musik-Business, dass ist der größte Unterschied zum Filmemachen.

Welche Musik hörst du denn Heutzutage so?

Ach, keine Ahnung. Aber meine neunjährige Tochter liebt Taylor Swift. Mein Sohn, er ist sechs Jahre alt, hört den ganzen Tag Jay-Z und Kanye West. Alleine im Auto höre ich Rock, aber meistens diktieren die Kinder, was wir für Filme gucken und für Musik hören.

Kannst du überhaupt noch relaxen, wenn du deine Filme produzierst und mitspielst?

Nein, das klappt einfach nicht. Die Tage werden immer länger und vieles passiert in der Nacht. Man kommt nach Hause und die Sonne geht schon wieder auf, es ist schwer ein zu schlafen, du musst alles abdunkeln. Ausruhen ist da nicht drin.

Du hattest so viele verschiedene Karrieren. Als Rapper, Model, Schauspieler, was kommt als nächstes, was passiert noch so in deinem Leben?

Ich habe viele verschiedene Business-Ideen, vor allem abseits der Filmindustrie. Mir gehört ein Teil des bekannten “AquaHydrate”-Konzerns…

Er spielt mit dem Wasser auf dem Tisch herum.

…der mit Elektrolyte versetztes Wasser herstellt. In Zukunft will ich darauf hin arbeiten alles was ich produziere auch selbst behalten zu können, also mein eigenes Studio zu haben.

Wie sieht es mit selbst Regie führen aus?

Da habe ich auf jeden Fall schon drüber nachgedacht, aber das nimmt so viel Zeit weg. Ich habe vier Filme die dieses Jahr raus kommen, dann noch Regie irgendwo machen, klappt nicht mehr. Aber wenn das richtige Projekt zur richtigen Zeit kommt, wieso eigentlich nicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Quatsch, ich danke euch dafür. Ruft er noch in die Journalisten-Menge. Posiert brav für ein Paar Fotos und muss dann auch schon weiter zu der nächsten Gruppe. 

Interview/Foto: Markus Breuer

Dienstag, 5. März 2013

Gesichtet: Die fantastische Welt von Oz



Die fantastische Welt von Oz
OT: Oz the Great and Powerful
USA 2013

Filmstart: 07. März 2013
Dauer: 130 Minuten 
Regie: Sam Raimi
Mit: James Franco, Mila Kunis, Rachel Weisz, Michelle Williams

Links:
rottentomatoes: 73%
imdb: 7,4

boxofficemojo: 493 Millionen




Da wo Weite beschränkt wird, blickt man automatisch in die Tiefe: Sam Raimi startet seinen Mega-Blockbuster „Die fantastische Welt von Oz“ im Kansas der Jahrhundertwende. Schwarzweiß-Bilder im alten 4:3-Format zelebrieren während des stimmungsvollen Vorspanns nicht nur die Geburt des Kinos, sondern auch die des Frauenhelds, des Tricksers Oz. Während er Illusionen für seine Zuschauer kreiert, wird er plötzlich mit der harschen Realität konfrontiert. Oz muss fliehen und springt in einen Heißluftballon. Dann erwischt ihn plötzlich ein Wirbelsturm. Der eigentliche Triumph weicht dem Todeskampf. Wie seinen Protagonisten, schüttelt der Sturm auch den Rezipienten wild durch. Ist die Ballon-Achterbahn-Rallye erst mal vorbei, vernebelt die eine oder andere Hirnerschütterung erst mal das logische Denkvermögen. Perfekt, denkt sich das Produzenten-Gremium, man ist ja schließlich direkt in der knall bunten Disney-Blockbuster-Fabrik gelandet. 


Retorten-Unterhaltung, triviale Dialoge, eine Geschichte ohne wirkliche Höhepunkte, ohne Spannung, ohne großartige Überraschungen, immer das erlösende, vorhersehbare Finale im Auge. Das ist die wundervolle Welt der risikolosen Disney-Juristen, die ihre Multi-Millionen-Ausgaben in Sicherheit wägen und bloß kein Wagnis eingehen wollen. Wie wäre es mal mit der einen oder anderen Charakter-Entwicklung im Laufe der Spielzeit? Quatsch! Das haben wir bei „Alice im Wunderland“ auch nicht gebraucht. Und während Micky Maus seit 2010 noch fleißig die eingenommenen Dollarnoten aus dem Tim-Burton-Spektakel stapelt, können wir uns über die Logiklücken des neuen potentiellen Geldscheffel-Filmchens echauffieren. 


Da wäre zum einen ein kleines Dorf, das von einer guten Hexe (trägt weiß) und ihrem eigens geschaffenen Sicherheitsschirm beschützt wird. Seit Jahren haben die bösen Hexen (alle in schwarzen Lederanzügen) auf ihren fliegenden Stöckchen es nicht geschafft, die erschaffene Kunsthaut zu durchdringen. Hexe Theodora wechselt mal eben auf die dunkle Seite, bekommt grüne Hulk-Haut und schwupps – durchdringt sie ohne irgendwelche Trixereien – das nicht ganz so effektive Schutzschild. Nur um ein wenig herum zu schwafeln und wieder ab zu zischen. Ob es nun der fliegende Cgi-Affe ist, das traumatisierte Porzellan-Mädchen oder sonst wer in dem hermetisch abgeriegeltem Effekt-Kosmos, alle Figuren zeigen immer nur ihre eindeutig definierten Emotionen. 


Niemand weiß zu überraschen, niemand darf aus seiner Blase an eindimensionaler Dialoggunst ausbrechen, Sätze werden zu Statements, Menschen zu Objekten, die konstruierte 3D-Welt sorgt zwar für den obligatorischen Eye-Candy, schafft es aber nicht, das Gehirn der Zuschauer komplett zu vernebeln. Ja sind wir denn die einzigen, die der Bonbon-Welt wieder entfliehen wollen, weg von Computer animierten Tierchen, fliegenden Hexen, einstürzenden Brücken und hölzerner Phrasen? Zurück ins 4:3 Schwarzweiß Kansas, hier wo es noch etwas zu erzählen gab, etwas wirkliches zu tun? James Francos Charakter scheint es mit dem Heimweh nicht allzu ernst zu nehmen. Wieso auch? Am Ende seiner stupiden 3D-Reise steht die Aussicht auf haufenweise Gold. 


Eine Aussicht, die sich auch die Produzenten des Abenteuer-Filmchens nicht nehmen lassen werden. Auch wenn es der phantastischen Welt an Phantasie fehlt und sie am Ende nur schablonenhafte Langeweile-Unterhaltung bietet.   

40%

Ein Blick hinter die Kulissen: 


Die Schauspieler erklären ihre Rollen und kriechen sich gegenseitig in den Arsch: 


Trailer: 



Text: Markus Breuer 
Fotos: Walt Disney Pictures 2013 

Dienstag, 26. Februar 2013

Gesichtet: Broken City


Broken City

Filmstart: 18. April 2013

Dauer: 109 Minuten

Mit: Mark Wahlberg, Russel Crowe, Catherine Zet Jones, Jeffrey Wright & Natalie Martinez

rottentomatoes: 28% 
imdb: 6,2




Korrupte Polzeichefs, betrunkene Detektive und geldgierige Bürgermeister mit dunklen Geheimnissen: New York geht in “Broken City” buchstäblich vor die Hunde. Wir befinden uns mitten im Wahlkampf und Bürgermeister Hostetler alias Russel Crowe hat eigentlich die besten Karten um wiedergewählt zu werden. Das komplette Rathaus ist schon bestochen worden und steht auf seiner ganz persönlichen Gehaltsliste, die wichtigsten Leute der New Yorker Polizei natürlich auch, dazu kommen eine handvoll Harlemer Grundstücksbesitzer, Journalisten und und und. Nur seine eigene Frau (Catherine Zeta-Jones) scheint der Mann, der eher wie ein Gangster-Boss als Politiker daher kommt nicht wirklich unter Kontrolle zu haben. 


Hostetler ist sich sicher, das undankbare Biest geht fremd. Bevor sein Privatleben nun den Wahlkampf zerstört, braucht er Gewissheit. Zum Glück gibt es da noch Billy Taggert (Mark Wahlberg). Der musste vor ein paar Jahren seine Polizei-Marke abgeben, weil er im Dienst einen Jugendlichen weggepustet hat. Mittlerweile verdient er sich seine Brötchen jedoch als mehr oder minder erfolgreicher Privatdetektiv. Da kommt der lukrative Job natürlich genau richtig, doch nichts ist wie es scheint in der kaputten Stadt und so findet sich Taggert plötzlich als Spielball in Dreiecks-Beziehungen, Multi-Millionen-Dollar Abzock-Immobilien-Deals und Mordkomplotten wieder. 


Als seine heiße Latino-Schauspieler-Freundin in ihrem Kino-Debut plötzlich in wilden Sex-Szenen zu sehen ist, läuft das Fass über. Nach sieben trockenen Jahren bestellt sich Taggert seinen ersten, doppelten Whiskey, säuft die komplette Flasche leer und rastet aus. Toll, jetzt ist auch noch die Beziehung im Arsch. Und wenn das nicht schon genug wäre, liegt plötzlich der tote Lover der Bürgermeister-Gattin vor ihm. Schnell macht sich Taggart durch seine Ermittlungen einige sehr einflussreiche Leute zum Feind und es wird immer schwieriger, seinen Kopf wieder aus der Schlinge zu ziehen. 


In bester Film-Noir-Manier erzählt Allen Hughes (”Menace II Society”, “Book of Eli”), der hier erstmals ohne seinen Zwillingsburder Albert Regie führte, eine komplexe Geschichte mit großer Star-Besetzung. Das Duell Wahlberg/Crowe wird dabei mit unzähligen, kleinen Untergeschichten angereichert, die den actiongeladenen Thriller immmer wieder durch neue Impulse in andere Richtungen leiten. Genau wie Wahlberg auf der Leinwand, grübelt man als Zuschauer immer wieder mit und freut sich über jedes Puzzleteil das zur Auflösung der Geschichte führen könnte. 


Die nötige Prise an whiskeyschwerer jazzlastiger Melancholie in erfrischend ruhigen, old-schooligen Kamerafahrten, fernab von wilder Wackelkamera und schnell geschnittener MTV-Videoclip-Ästhetik, darf natürlich auch nicht fehlen und so ist der detaillierte Einblick in das kaputte, korrupte Moloch New York City fernab jeglicher Postkarten-Romantik ein durchaus solider Thriller geworden, den man wärmstens empfehlen kann.

60%

Interview mit Mark Wahlberg: 

Trailer: 

Text: Markus Breuer
Fotos: Universum Film 2013