Dienstag, 4. Dezember 2012

Gesichtet: Parker


Parker 2013
Regie: Taylor Hackford
Darsteller: Jason Statham, Jennifer Lopez, Nick Nolte, Emma Booth
US-Start: 24. Januar 2013 
Filmstart: 7. Februar 2013

Rottentomatoes: 91% (audience)









Eins ist auf jeden Fall klar: Parker ist der schnellste Autoknacker der Filmgeschichte. Noch nie hat man jemanden gesehen, der so rasch die unterschiedlichsten Karren kurz schließen kann. Da will man nur mal eben zum Geldautomaten und während man gerade seine Pinnummer eingibt, fährt Parker schon unbemerkt mit deinem Auto im Hintergrund an dir vorbei. Das ist natürlich nicht alles was der wortkarge Kerl so drauf hat. Der “echte Mann”, wie er von Jennifer Lopez’ Film-Mama erwartungsvoll genannt wird, hat auch so seine Prinzipien. Wer versucht ihn ab zu murksen und seinen Teil der Beute einheimst, der muss halt mit dem Echo rechnen. Da hilft es auch nicht, dass Vaterfigur Nick Nolte mit den 200.000 Dollar, die nun in Parkers Urlaubskasse fehlen, in der Sporttasche vor ihm steht und den Spuk beenden will. Prinzip ist Prinzip und so schnappt sich Parker (Wer braucht schon einen Vornamen, die sind eh nur für Pussys) einen Cowboyhut, passende Stiefel samt engen Anzug und macht sich auf die Suche nach den Verrätern. 


Foto: Constantin Film
Die mehr oder minder aus Prolls und Rednecks zusammengewürfelte Truppe plant jedoch schon den nächsten Coup. Juwelen im Wert von 75 Millionen Dollar in Palm Beach Florida während einer Auktion vor den Augen der Polizei klauen. Damit hätten sicher sogar “Ocean’s” Freunde einiges zu tun. Wirklich glaubwürdig sind die Hillbillies nicht, die nach dem Job des Jahrhunderts erst mal mit dem Sixpack Bier aus der Küche anstoßen und Panik schieben. Das wäre George Clooneys Armani-Nobel-Truppe nicht passiert. Aber egal. Parker muss sich nebenbei eh noch mit Auftragskillern rumschlagen, sich von seiner Freundin zusammen flicken lassen und den sexuellen Avancen von Jennifer Lopez wiederstehen.



Man macht sich plötzlich Sorgen um Jason Statham. Der schlafwandelt durch die sich ewig, wiederholende Action-Story und spielt die ganze Schose ein wenig so als wäre er in Trance. Hier mal blutverschmiert, grimmig in die Kamera gucken, schnell noch das eine oder andere Genick brechen und bloß keine Emotionen zeigen. Sogar nach Jennifer Lopez’ Striptease kostet es den gebürtigen Engländer große Überwindungen aus seinem bequemen Sessel auf zu stehen und auch nur den Ansatz einer Gemütsbewegung erkennen zu lassen. “Anziehen!” ruft er nur nüchtern und verschwindet aus dem Hotelzimmer. Knisternde Erotik geht anders. 




Die größte schauspielerische Leistung hätte da noch der texanische Akzent sein können, doch der sitzt allerdings überhaupt nicht und wirkt total lächerlich. Noch viel besorgter ist man nach dem Film allerdings um Nick Nolte. Der sieht so aus, als hätte man ihn auf Steroiden aus dem Altersheim entführt und ohne Zivi irgendwie verloren ans Filmset gestellt. Hier wirkt er wie ein verwirrter Demenzkranker der nicht genau weiß, was er tun soll wenn die Kameras auf ihn gerichtet sind. Verstehen kann man sein lispelndes, unfreiwillig komisches Geschwafel auch kaum.


Foto: Constantin Film
Der einzig spannende Charakter der Geschichte kommt da ein wenig zu kurz. Parkers Power-Freundin Claire alias Emma Booth. Die sticht nicht nur den Killern, die sie unter der Erde sehen wollen, vorausschauend die Reifen kaputt, nein Madame hat sogar Qualitäten als Teilzeit Ärztin, sexy Betthäschen und abgeklärte Freundin. “Keine Narben mehr haben wir doch gesagt!” merkt sie beim gemeinsamen Duschen an. Sogar besorgt darf sie also sein. Endlich ein paar Emotionen in der Geschichte, bei der man vor Unterkühlung schon fast erfriert. Man könnte sich ein Spin-off mit Emma als Hauptdarsteller wünschen, würde sie nicht nur dafür missbraucht werden, brav in einer Holz-Fischer-Hütte auf ihren Mann zu warten.


Foto: Constantin Film
Da wäre dann noch die Action zu erwähnen. Die hier durchaus innovativ in Szene gesetzt ist. Was haben wir von “Parker” gelernt? Man muss nicht immer nur stupide auf den Auslöser drücken, auch das Magazin einer Automatikwaffe kann als Mordinstrument zweckentfremdet werden. Und allein dafür lohnt es sich wenigstens ein mal rein zu schauen in die abgeklärte Welt von Parker. Dafür und für den riesigen, überdimensionalen Cowboyhut. 


Statham ist auch bei weitem nicht der Erste, der in die Schuhe von Parker schlüpft. Schon acht Mal zog es die unterschiedlichsten Schauspieler als Super-Gangster auf die große Leinwand. Vorlagen gibt es genug. Parker ist nämlich Krimi-Buch-Star. Erfunden von Schriftsteller Donald Westlake entstanden unter dem Schreiber-Synonym Richard Stark seit 1962 ganze 24 “Parker”-Thriller. Acht davon wurden verfilmt. So unterschiedliche Regisseure wie Jean-Luc Godard, John Boorman oder Brian Helgeland wagten sich an den minimalistischen Stoff (Parker gerät in Schwierigkeiten - Parker entkommt seinen Schwierigkeiten). Allerdings ließ es sich Autor Westlake nicht nehmen eine gewisse Klausel in die Verfilmungs-Rechte ein zu bauen. Welcher Schauspieler auch immer Parker verkörpert, solle doch gleich für eine komplette Serie Unterschreiben. 

Das wollte irgendwie niemand so recht und so heißt der Held in seinem Film-Ouevre entweder Porter, Walker oder Stone. Godard verwandelte ihn gar in eine Frau namens Paula Nelsen (”Made in U.S.A”) und in “Split” - der mutig in den USA der sechziger Jahre die Rassentrennung ansprach - ist Parker ein Schwarzer namens McCain. 2008 starb Autor Westlake mit 75 Jahren in Mexiko und hinterließ ein Lebenswerk von über einhundert Romanen, sowie die Rechte zu Parker. Deshalb ist Statham nun der erste in der Reihe, der seinen original Namen tragen darf. 

Liest man sich ein wenig durch die Parker-Krimis, merkt man schnell, Regisseur Hackford ("Ray") klammerte sich streng an die Vorlagen. Der verschlossene Profi und seine stringente Arbeit waren nie für ein Mainstream-Publikum gedacht. Das betonte Westlake in einem Interview mit der Chicago University selbst: 


"More than that, I’d done nothing to make him easy for the reader; no smalltalk, no quirks, no pets. I told myself the only way I could do it is if I held onto what Buck seemed to like, the very fact that he was a compendium of what your lead character should not be. I must never soften him, never make him user-friendly, and I’ve tried to hold to that."


Drei Regeln gibt es in Parkers-Welt zu befolgen


Never have sex when working a caper. (Before and after is a different story.) During a takeover job, learn and use the first names of the people you're holding at gunpoint. It boosts their ego and makes them easier to deal with.When a caper goes sour and a partner gets in trouble, it's their tough luck. The professional crook sticks his neck out for no one.


Auch die acht entstandenen Filme machen da keine Ausnahme: 

Made in U.S.A. 1966
Der französische Nouvelle Vague Star Jean-Luc Godard verwandelte Parker in eine Frau. Anna Karina (in ihrer letzten Zusammenarbeit mit Godard) macht dabei eine gute Figur als Paula Nelson, eine linke Schriftstellerin mit weitreichenden Problemen. 



Basierend auf den Stark-Roman "The Juggler" blieb der Streifen in dem Titel gebendem Land jedoch recht unbekannt. Bis die DVD bei Criterion veröffentlicht wurde.  


Trailer: 

Point Blank 1967 
Der ultra stylische John Boorman Thriller basiert auf den Parker-Roman "The Hunter" und schickt Lee Marvin in Parkers Schuhen auf die Jagd nach seinem untergrabenen Anteil der Beute eines Auftrags. 


Kritiker Roger Ebert hatte zwar einige Bedenken bei dem doch recht simplen Plot (Lee Marvin will seine Kohle wieder haben und bringt auf dem Weg dahin ein paar Typen um), allerdings musste auch Feuilleton-Greis zugeben "...and as suspense thrillers go, "Point Blank" is pretty good". 

Echte Männer eben... 
"There are two kinds of people in his uptide world, his victims and his women. And sometimes you can't tell them apart"


Mise á Sac 1967 
Eine kleine Minenstadt wird Zeuge eines großen Angriffes. Die Vorlage "The Score" verfilmte Regisseur Alain Cavalier in Frankreich mit Philippe Moreau. 


Bis auf das doch recht verheißungsvolle Poster, gibt es leider nicht viel über den Film zu entdecken. 


Einige wenige Infos kann man hier nach lesen: 

http://violentworldofparker.com/?page_id=2439

Weder eine DVD-Veröffentlichung, noch eine Videofassung konnten bis dato ausfindig gemacht werden. 





The Split 1968 




Basierend auf den Roman "The Seventh" gibt es hier eine bahnbrechende Erneuerung. Parker ist Schwarz (Jim Brown spielt Parker, der hier McClain heißt). Im Amerika der sechziger Jahre war es noch immer eine Seltenheit Schwarze Schauspieler als Hauptdarsteller zu besetzen, vor allem bei Nebendarstellern wie Donald Sutherland, Gene Hackman oder Ernest Borgninge. Über weitere ambitionierte Rassenthematiken die der Film anspricht wusste damals auch die New York Times zu berichten. 

"But in its last half hour the picture makes a sudden and extremely ambitious leap outside its genre: a white neighbor, originally almost irrelevant to the story, tries to rape Miss Carroll and existentially spoils the crime. It is hard to adjust one's mood from pleasant, color-transposed genre thriller to something racially serious, yet the movie is tactful about it"

Neben einem groovigen Quincy Jones Soundtrack 



Gibt es hier auch den original Trailer zu sehen - inklusive Jim Brown Drop-Kick-Action: 



The Outfit 1973 
Basierend auf den Roman "The Outfit" ist es hier Robert Duvall der sich Parkers böse Mine überstreift und nach einem bitteren Knastaufenthalt nach Rache sinnt. Regisseur John Flynn gelingt damit ein detailverliebter Thriller, der es zu Gunst und Lobpreisungen bei Kritiker Roger Ebert brachte. 




Slayground 1983
Regisseur Terry Bedford inszenierte Schauspieler Peter Coyote als Parker alias Stone in dem gleichnamigen Thriller zur Buchvorlage. Allerdings nahm sich die Regie hier viele Freiheiten und kreierte eher einen eigenständigen Actionfilm als eine reine Adaption der Novelle. Eine Enttäuschung für die Fans. 

"Stone is definitely not Parker. He complains a lot and he’s overemotional for someone in his line of work. This is frustrating" 

Trailer: 

Payback 1999
Die wohl bekannteste Verfilmung des Parker-Stoffes mit Mel Gibson in der Hauptrolle als Porter war Ende der Neunziger Jahre mit 161 Millionen US-Dollar Einspielergebnis keinesfalls ein kommerzieller Flop. Regisseur Brian Helgeland musste sich nur endlosen Schnitten, Re-Cuts etc. unterziehen, bis er sieben Jahre später im "Straight Up"-Cut seine düstere, wortkargere Version zeigen durfte. Alle Fassungs-Unterschiede und die komplette Story dazu gibt es auf schnittberichte.com zu bewundern.



 Lucy Liu über ihre Rolle: 


Trailer: 

Weiterführende Informationen gibt es auf: 


Trailer: Parker 2013 ... 


50%
Text: Markus Breuer 
Fotos: Constantin Film 

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