Sonntag, 26. Februar 2012

Skulls: Der ultimative Endgegner

Der ultimative Endgegner: Totenkopf-Filmbösewichte! 

Nicht nur als Aufkleber auf Giftflaschen, überall auf der Welt sind sie ein Zeichen für das Böse. Ja, sie erzeugen Unbehagen und sind einfach ultra fies... Totenköpfe! 

Ghost Rider ist eine ganz eigenwillige Spezies der Totenkopf-Bösewicht-Gattung. Zwar raubt er gerne Seelen und schickt sie ohne Umwege, direkt in die Hölle, nur ist der Rider nicht zwingend böse. In seinem neuesten Kinoabenteuer “Ghost Rider: Spirit of Vengeance” kämpt er gar erfolgreich gegen den Teufel persönlich. Das kann man von folgenden “Evil-Skull-Kandidaten” nicht behaupten: 

   
Hugo Weaving als Red Skull aka Johann Schmidt: 
Der gedopte Supernazi will mit seiner eigenen Faschistenarmee Captain America den gar aus machen. In seinem ultra geheimen “Hydra”-Forschungsinstitut werkelt der Mega-Schurke an allen möglichen Waffen und Drogen herum um die Menschheit zu unterjochen und die gesamte Welt zu unterdrücken. 

Ein intelligenter Super-Human-Nazi mit einem roten Totenkopf auf seinem Hals: Ja, warum eigentlich nicht. Funktioniert in dem 2011er Streifen wunderbar, nimmt sich selbst nicht allzu ernst und bekommt 4 von 5 Evil-Points.  

Lasst euch das alles aber am besten von Hugo Weaving selbst erklären:


Skeletor
Skeletor macht He-Man und seinen Freunden das Leben schwer. Dabei will er einfach nur über den Planeten Eternia herrschen. 

Skeletors fieseste Beleidigungen: 


Engelbert von Nordhausen -- Die deutsche Synchronstimme von Skeletor stellt sich seinen Fans:



Jeffery Meek als Shao Kahn in der TV-Serie Mortal Kombat Conquest


Da bleibt nicht viel zu sagen. Die Serie war genau so schnell wieder verschwunden, wie sie Ende der Neunziger Jahre im TV-Äther auftauchte. Wohl auch zurecht: 


Die Totenkopf-Brigaden der Nazis

Donnerstag, 23. Februar 2012

Gesichtet: Der schlechteste Film 2012: "Journey 2 - The Mysterious Island"



Journey 2 - The Mysterious Island 
Die Reise zur geheimnisvollen Insel



Start: 1. März 

Regie: Brad Peyton 

Mit: Dwayne "The Rock" Johnson, Michael Caine, Vanessa Hudgens 







Erinnert sich noch jemand an "Journey to the center of the earth"? Nein? Natürlich nicht. Irgendwo tief im Innern und absichtlich verdrängt schlummert er aber sicherlich noch in seiner verdienten Versenkung. Der wohl schlechteste Film aus dem Jahr 2008. Ok, nach "Mamma Mia!". Ja, genau: Das war der Streifen in dem Brendan Fraser in ultra, schlechten cgi-Kulissen unter anderem auf dem Schädel eines T-Rex in Richtung Erdkern geschleudert ist.

Wer sich nicht erinnert, kann mit dem fiesem Hirnschmelz-Trailer hier noch mal auf alte Zeiten anstoßen:


Weshalb es von dieser Grütze jetzt einen zweiten Teil gibt, dass könnten sicher nicht mal Jules Verne oder Captain Nemo selbst beantworten. Die Effekte sind immer noch genau so billig und auch an den hölzernen Dialogen, der Schema-F-Inszenierung, den unrealistischen Kulissen, den schlechten Schauspielern und der vorhersehbaren Coming-Of-Age-Geschichte wurde nicht wirklich gearbeitet. Brendan Fraser hatte diesmal wohl aber keine Lust und so musste für das nervige, neunmalkluge Kind Sean Anderson schnell ein Stiefvater gefunden werden. 


Ein wenig Freizeit in seinem Arbeitskalender hatte dann wohl Dwayne „The Rock“ Johnson. Das Tier, der Übermensch, der mit seinem Muskelpaket so unwirklich gigantisch in Provinzler-Daddy-Polohemden wirkt. Schon ganz am Anfang des Films fragt ihn unser nerviger, kleiner Hauptdarsteller ironisch „Wer hat dir denn bitte eine Sprechrolle gegeben?“. Das sollte sich der kleine Penner wohl besser selbst fragen. Hofft man doch immer, wenn die Nervensäge im Bild ist, dass er jeden Moment stirbt und entweder in goldener Vulkan-Lava verendet oder an seiner Hochnäsigkeit erstickt.





Egal, der Kleine hat mal wieder mit seinem MacBook-Pro und dem iPad, dass auf seinem Schreibtisch nicht fehlen darf recherchiert und ist gerade dabei einen Morsecode zu entschlüsseln. Da kommt Stiefpapi Dwayne mit einem breiten Grinsen ins Zimmer und versucht die Gunst des Jungen für sich zu gewinnen. Male-Bonding mal ganz anders: „The Rock“ kann hier nämlich einfach alles. Morsecodes? Kein Problem. In ein paar Sekunden ist klar: Es geht um eine geheimnisvolle Insel. Noch ein paar Sekunden später, ist sogar der genaue Standort gesichert. Warum Big Dwayne das alles so easy schafft? Klar, er war bei der Marine! Mukkis mit Grips und Emotionen, na ja.

Ganz nach Schema-F muss für unseren Hauptdarsteller natürlich noch ein Love-Interest gefunden werden und wieso nebenbei nicht noch einen dickbäuchigen Insulaner als Side-Charakter einführen? Luis Guzmán hat in seiner Karriere sicher schon mal mehr gemacht, als ein wenig schwul im Hawaiihemd Dwayne Johnson an zu machen und seiner Tochter Kailani eine wundervolle Zukunft am College zu versprechen. Zumindest hat er einen schrottigen Hubschrauber mit dem unsere Helden (Wir erinnern uns: der nervige kleine Junge, sein bullig, emotionaler Marine-Dad & Love-Interest wie Guzman-Tochter Kailani) die versteckte Insel finden wollen.





Das süße Disney-Flittchen Vanessa Hudgens ist sicher nicht schlecht anzusehen und robbt deshalb wohl auch in Zeitlupe mit dem Hintern zuerst durch dunkle 3D-Gänge, viel zu tun hat sie bei dem Trip sonst nichts. Eigentlich hat das hier auch niemand. Die Charaktere sind viel zu sehr damit beschäftigt, das zu wiederholen, was wir in dem billigen 3D eh schon gesehen haben. Ein Beispiel: „The Rock“ und die anderen schleichen über riesige Echseneier, plötzlich knackt es unter Rocks Füßen und er schreit auf: „Stopp! Wir laufen auf Echseneiern“, „Niemand bewegt sich jetzt mehr“, „Es knackt unter meinen Füßen, wir könnten alle einbrechen!“. Ach echt? Zum Glück hast du das alles noch mal laut ausgesprochen, wir würden sonst echt nicht wissen was gerade los ist.





Ein weiteres Mysterium des Films ist Michael Caine. Wieso um alles in der Welt torkelt „Harry Brown“ so unbeholfen durch den grell, bunten cgi-Dschungel? Leerer Geldbeutel? Immobilien-Raten? Oder hatte der Kultschauspieler wirklich einfach nur Lust auf einer riesigen Wespe zu fliegen? Ja! Michael Caine alias Opi des nervigen Kids, zweckentfremdet eine Riesenwespe als Düsenjet. Warum das gigantomanische Tier das mit macht? Wir werden es wohl nie erfahren. Ganz sicher werden auch Caines Beweggründe in diesem Schrottfilm mit zu wirken immer im dunklen bleiben.

Rocks markante Beobachtungsgabe bringt dann auch ein wenig Action in die lahme Story. Blick auf eine Pfütze vor ihm. „Das Wasser ist um 30 Meter gestiegen, wenn wir nicht in genau 3 Stunden hier wegkommen, werden wir alle ertrinken“. Klar, der Marine-MacGuyver bastelt aus ein paar Plastiktüten und Strohhalmen dann noch Tauchermasken mit denen man locker 30 Meter in die Tiefe tauchen kann und findet nichts geringeres als die Nautilus. Ja – Die Nautilus. Übrigens hatte ich erwähnt, dass wir uns in Atlantis befinden? Nein. Ist ja auch egal. The Rock weiss bescheid und darf in 2 rührenden Szenen nicht nur Singen, sondern auch mit seinen Brustmuskeln einen kleinen Balztanz aufführen.



Der ganze Schrott-Streifen wirkt wie eine leere Drehbuchhülle in der Actionsequenzen und teure Darsteller eingefügt wurden um die 80 Millionen Dollar Produktionsbudget zu rechtfertigen und wenn das Gehirn der Zuschauer nicht wegen der unrealistisch, grellen cgi-Farben im Dschungel schmilzt, dann gibt es spätestens bei den dumpfen Dialogen nach. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man „Journey 2“ sicher nicht abschlagen, werden wir hier doch Trash-Kino vom feinsten ausgesetzt, doch sollte man es mit der Entscheidung vor dem Multiplex wohl ähnlich wie The Rock beim betrachten von Riesenechsen halten, wenn das Plakat Abenteuer, tolles 3D oder Michael Caine verspricht: „Renn, renn, renn!!!, renn!!!!!“




10% (Für den wirklich guten „Duffy Duck“-Vorfilm)  

Gesichtet: Ghost Rider: Spirit of Vengeance



Start: 23. Februar 2012 

Regie: Mark Neveldine/Brian Taylor 

Mit: Nicolas Cage, Christopher Lambert u.a. 


Laufzeit: 95min. 






Der Ghost Rider ist kein normaler Marvel-Superheld wie Thor oder Iron Man. Der Rider war nie ein funkelnder Retter der Armen und Beschützer der Menschheit. In der Not entpuppt er sich als waschechter Antiheld, der von der unstillbaren Sucht getrieben wird, schuldige Seelen in die Hölle zu verbannen. 

Der erste Teil von 2007 entpuppte sich trotzdem als hochglanz Comic-Blockbuster, der sich kaum von anderen Verfilmungen unterschied. Na gut, der Ghost Rider hatte einen brennenden Schädel und trug ne coole Lederjacke, aber davon abgesehen war er doch nur irgendwie ein Held wie jeder andere. Diese glattgebügelte Version des Anarcho-Comics stieß nicht nur bei Fans, sondern auch bei dem bekennenden „Ghost Rider“-Liebhaber Nicolas Cage auf Argwohn. Immer wieder kämpfte er für eine weitere Chance den harten Stoff doch ein wenig wilder auf die Leinwand zu bringen und diese nutzt er nun mit „Ghost Rider 2: Spirit of Vengeance“. 

Das „Crank“-Krawall-Regie-Duo Mark Neveldine und Brian Taylor ist mit der Verfilmung ein doch recht wilder Genrefilm gelungen, der sich klar von gelackten Hollywood-Schinken unterscheidet. Natürlich ist die Neuinterpretation des Stoffes jetzt nicht mehr allzu Massentauglich, dafür aber viel gerechter zu seiner Comicvorlage. 



  Einst verkaufte Stuntfahrer Johnny Blaze (Nic Cage) seine Seele an den Teufel (Ciaran Hinds) um seinen Vater vor dem sicheren Krebstod zu bewahren. Seit dem ist er als Satans Handlanger in Form eines flammenden Skeletts in bester „Hells Angels“-Manier mit flammenden Ketten und feurigem Motorrad unterwegs um die Seelen der von der Hölle auserwählten in den Abgrund zu befördern. Ganz klar, Blaze hat da echt keinen Bock mehr drauf. Also verschanzt er sich in Osteuropa um seinem Fluch zu entkommen. 

Aber mit dem Frieden ist es schnell vorbei, als plötzlich der Martial-Arts-Priester Moreau (Idris Elba) hereinstürmt und den Rider um Hilfe bittet: Der Teufel ist hinter dem 12-jährigen Danny (Fergus Riordan) und dessen Mutter Nadya (Violante Placido) her, weil er hofft, mithilfe des Jungen seinen alt-werdenden Körper abstoßen zu können und wieder wie neu die Erde zu unterjochen. 



Hach ja, hier kann Nicolas Cage in seiner Rolle mal wieder so richtig am Rande des Wahnsinns agieren und mit verrückten Gesten und weit geöffneten Augen seinen Schädel durch die Luft wirbeln. Das klingt zwar sehr übertrieben, ist bei „Ghost Rider 2" aber genau der richtige Weg. Statt des handzahmen Johnny Blaze aus dem ersten Film gibt es diesmal einen Ghost Rider, der schniefend und zitternd durch die Welt rast. Natürlich ist das Anarcho Regie-Duo Neveldine/Tayler, die mit ihrem „Crank“-Filmen für Furore sorgten, dabei die beste Wahl und so erfährt man beispielsweise, was man schon immer über den Seelenrächer aus der Hölle wissen wollte: Wie sieht es wohl aus, wenn man als flammender Motorrad-Untoter pinkeln muss? „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“  gibt eine feurige Antwort in feinster Videoclip-Ästhetik.  Weitere Highlights sind „Highlander“-Darsteller Christopher Lambert als glatzköpfig, tätowierter Kung-Fu-Priester oder eine Attacke des Riders mit einem gigantischen, in Flammen stehenden Bagger auf eine Gruppe von mit Panzerfäusten bewaffneten Gangstern.

Der letzte Kick fehlt jedoch immer noch. Die Handlung in Osteuropa bietet wenig Platz für witzige Popkultur-Referenzen, trotz aller verrückten Momente, bleibt der Streifen doch ein wenig brav und die Story vom Teufel, der einen kleinen Jungen für seine satanischen Rituale benötigt, haut einen weder vom Hocker noch ist sie sonderlich originell. Auch die 3D-Effekte sind nicht unbedingt atemberaubend, aber trotzdem kann man sich über eine äußerst freche Genreverfilmung in einem dreckigen, übertriebenen Look freuen. 

Trailer:

Dienstag, 21. Februar 2012

Nicolas Cage: Das Interview

Nic Cage spricht mit uns über hypnotisierende Cobras, unartige Pfaffen & böse Berliner Paparazzos. 

Schick ist es eigentlich im Hotel de Rome. 5 Sterne Ambiente mit pompös geschmückten Ballsälen, hier und da ein freundlicher Concierge, Valet Parking und nett, dudelnde Fahrstuhlmusik. Das Interviewzimmer in das 13 Journalisten für 30 Minuten gezwängt werden, erinnert mit seinen Stoffstühlen, dem gedimmten Licht und den zusammen gestellten Tischen dann aber doch eher an einen spartanisch, eingerichteten Verhörraum. Egal, man setzt sich brav hin und wartet auf Hollywood. Auf Nicolas Cages Tisch steht eine einzelne, allein gelassene Taurin-Brausen-Dose und ein Glas. Mehr nicht. Die Zeit verstreicht und dann taucht er plötzlich auf. Cage trägt Jacket, einen adrett, frisierten Kurzhaarschnitt und Lackschuhe. Die Dose braucht er nicht. Selbst ist der Mann der tagtäglich von Agentinnen und Beratern umgeben ist. Jetzt zeigt er erst mal Eigenitiative und schnappt sich aus der Hotel-Mini-Bar eine Flasche Wasser. 

Noch nicht mal richtig im Sessel und das Sprudelwasser noch gar nicht eingegossen, da springt ihn schon die erste Journalistin an. „Wie gefällt es Dir in Berlin?“. „Guten Abend“ sagt er im bestem Deutsch. (Ein Blick auf die Uhr. Es ist 16:30 Uhr, gut das kann man ihm schon als „Abend“ durch gehen lassen). Erst mal ein paar lockere Fragen zum warm werden:

MoAB: Was hast du in Berlin denn schon entdeckt? 

Nicolas Cage: Um wirklich ehrlich mit euch zu sein. Die Paparazzis sind seit dem letzten Mal wo ich hier war, schon viel aggressiver geworden. Also ist es schon ziemlich schwer für mich hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Ich bin zwar ein paar Tage früher angekommen um ein wenig von der Kultur hier mit zu kriegen. Aber ein paar der Typen haben sich schon regelrechte Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagden mit mir gegeben. So konnte ich nicht wirklich all das sehen, was ich wollte. 

MoAB: Es gab ein paar Gerüchte darüber, dass du in Deutschland sogar einen Film mit deutschen Schauspielern realisieren willst. 

Nicolas Cage: Ja, „Black Butterfly“ war im Gespräch, aber das wird in naher Zukunft nicht passieren.  

MoAB: Aber es gibt jetzt nichts was du dir in den letzten Tagen in Berlin unbedingt anschauen wolltest? 

Nicolas Cage: Na ja, das Wetter war echt scheisse. Aber ich bin durch den Grunewald gefahren. Das war echt ganz cool. Ich liebe es wie die Deutsche Gesellschaft den Wald und die Bäume respektiert und all das auch in eure Architektur einfließt. 

Man hört ihm gerne zu. Hängt an seinem einschläfernden Schlafzimmerblick und seiner melancholisch, tiefen Stimme. Herrlich auch das Bild von Cage, der mit 150 km/h den Grunewald runter brettert und vor fiesen Paparrazos flüchtet. Mal sehen ob man ihm bei familiären Fragen ein wenig mehr Emotionen entlocken kann. 

MoAB: Wäre es nicht auch eine gute Möglichkeit gewesen, deine Familie mit zu bringen und ihnen deine deutschen Wurzeln zu zeigen. 

Nicolas Cage: Eigentlich schon, aber das wäre auch total verantwortungslos, weil mein Sohn noch zur Schule geht und den Anschluss nicht verlieren soll. 

Was für ein aalglattes Image. Na gut. Dann fragen wir doch was zu „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“

MoAB: Was war der Grund für dich, diesen Film zu machen? 

Nicolas Cage: Ich hatte einfach mehr mit Johnny Blaze zu sagen. Und dieses Mal konnte ich auch den Rider spielen, da es die Technik zu ließ. Seit dem ersten Teil, lebt er nun schon 8 Jahre mit seinem Fluch, er hat sich in Rumänien verschanzt und der Humor ist viel schwärzer,  sarkastischer und nervöser. Ein Humor, den man eher von einem Polizisten oder einem Rettungssanitäter erwarten würde. Menschen die schlimme Dinge sehen und einen speziellen Humor als Ventil suchen. Dort habe ich den Charakter angesetzt. Noch interessanter war es den Rider zu kreieren. Jemand aus einer ganz anderen Dimension. Wie bewegt sich so jemand? Ich habe Cobras beobachtet, wie sie versucht haben mich mit ihren hypnotischen Tänzen ein zu schläfern und dann plötzlich zu zuschlagen. 

Jetzt scheint er ein wenig ab zu driften. Er schwingt seine Arme hin und her und imitiert mit seiner Handfläche den Kopf einer Cobra.  Sein Kopf schwankt ein wenig, er scheint fast ein zu schlafen und plötzlich schaut er wieder hellwach auf. 

Nicolas Cage: Das alles ist mit in den Charakter des Riders eingeflossen. Aber die eigentliche Idee von „Spirit of Vengeance“ hatte ich bei einem Besuch in England. Ich habe den ersten Teil dort promotet und zu der Zeit liebte ich es Lederjacken, Motorradstiefel und all das Zeug zu tragen. Ich war in Westminster Abbey in meiner Mittagspause. Plötzlich stellte sich heraus, dass ich genau zu einem wichtigen Gipfel herein platzte. Da war also auch ein Bischoff aus Colorado zugegen, der mir gleich eine Tour durch die ganze Kirche gab. Er stellte mir den Erzbischof von Centerbury und den Papst der griechisch-orthodoxen Kirche vor. Also stand ich da in meinem Lederoutfit, umzingelt von diesen spirituellen Führern. Dabei dachte ich mir, das könnte auch ein cooles Setting für den Rider sein. Plötzlich flüsterte mir der Erzbischof zu „Auch ich kann total ungezogen sein“. Dann war es besiegelt — Das ist es!  Der Ghost Rider arbeitet mit der Kirche zusammen. So bin ich auf die Idee zum Film gekommen.  

MoAB: Bist du denn selbst religiös? 

Nicolas Cage: Ich glaube an Gott. Aber ich bin mehr so der wahrheitssuchende Typ und hacke nicht auf anderen Religionen rum. Ob jemand nun nach dem Islam oder dem Judentun lebt ist ihm völlig selbst überlassen. Jeder soll daran glauben, wo er Lust drauf hat. Ich bin eigentlich noch immer auf der Suche. 

MoAB: Glaubst du an das Leben nach dem Tod?

Nicolas Cage: Oh Wow. Ähm. Niemand von uns weiss wirklich darüber bescheid, oder? Aber meine Intuition sagt mir irgendwie, dass es das wohl geben könnte. 

MoAB: Wärst du denn froh über ein Leben nach dem Tod? 

Nicolas Cage: Es gibt diese fifty fifty chance, dass es ziemlich cool sein könnte. Ich weiß halt nur nicht in welche Richtung es wohl geht. Und wenn ich dir jetzt sagen würde, ich wüsste es doch, würde ich wohl an einer Psychose leiden. 

MoAB: Kannst du da Parallelen zu deinem Filmcharakter ziehen? 

Nicolas Cage: Ghost Rider ist der einzige Superheld den ich kenne, der von Goethe inspiriert wurde, der Kontakt mit dem Teufel und all das. Der Film ist zwar eher ein Popcorn-Event aber als ich als Kind zum Beispiel die Comics las, fand ich es immer beängstigend zu sehen, wie jemand die Kraft des Bösen nutzt um etwas gutes zu tun.  Das war ein kompliziertes, philosophisches Erwachen für mich in dem jungen Alter. Es ist alles eine Metapher in dem Film, wir alle machen Fehler, das liegt in der Natur des Menschen.   

Doch ja, er redet schon gern und auch nicht wenig. Versuchen wir es mal wieder mit ein paar privateren Fragen. 

MoAB: Wie ist das denn bei dir und deiner Familie zu Hause, wenn du mal einen deiner Filme einschmeisst, guckt ihr die zusammen? 

Nicolas Cage: Ich spiele meine eigenen Filme nicht bei mir zu Hause. Ich versuche das Leben in den eigenen vier Wänden doch so normal wie möglich zu halten. Mein Sohn soll das alles nicht sehen, das würde ihn nur verwirren. 

MoAB: Aber du bist ein Superheld für deinen Sohn? 

Nicolas Cage: Das würde ich nicht sagen. Ich bin einfach sein Vater. 

MoAB: Weiss er aber was du machst? 

Nicolas Cage: Natürlich, dass weiss er schon. Er besucht mich ja am Set. Ich zeige ihm nur nicht die Filme. 

MoAB: Aber wenn der Fernseher an ist und einer deiner Filme läuft? 

Nicolas Cage: Dann mache ich den Fernseher aus. 

MoAB: Da wird er nicht sauer? 

Nicolas Cage: Ach was, der einzige Film den von mir kennt, ist „the ant bully“ 

MoAB: Weiss er, dass er nach Superman benannt wurde? 

Nicolas Cage: Ja, weil er hat die Comics irgendwo im Haus entdeckt. Aber es ist einfach ein Name. Keine Frucht oder ein Tier oder so was. Es ist eigentlich ein hebräisches Wort und bedeutet „Stimme Gottes“. „El“ heißt auch eigentlich „der erleuchtete“. Alles ein wenig märchenhaft. Vor allem, wenn man sich Leute im Medienbusiness anschaut, die „El“ im Namen haben. Ob es nun Elton John oder Elvis Presley oder Elmo von der „Sesamstrasse“ ist, alle haben irgendwie wunderhafte Sachen vollbracht. Also dachte ich mir, warum versuche ich es nicht einfach damit. 

MoAB: Hat er denn schon was wunderhaftes vollbracht? 

Nicolas Cage: Oh ja. Weisst du wie man erkennt, wenn man einen Schauspieler in der Familie hat? Du schenkst deinem Kind ein Spielzeugtelefon und guckst zu, wie es so tut, als würde es telefonieren. Dann wirst du wissen, ob ein geborener Schauspieler in deinem Kind steckt oder nicht. 

Wenn es um sein Privatleben geht, schaut er auch gern mal nachdenklich an die erleuchtete Hotel de Rome Decke. Doch bevor Cage abdriftet und wieder von hypnotisierenden Schlangen erzählt, fängt er sich dann doch wieder. 

Nicolas Cage: Aber jetzt reicht es auch mit den privaten Fragen. Lasst uns über Filme sprechen. 

FILME spricht er jetzt ganz laut aus, schreit es förmlich in den Raum. Da ist sie wieder, seine Leidenschaft und plötzlich blitzen seine Augen ein wenig auf. 

MoAB: Erzähl uns doch etwas zu deiner Leidenschaft bezüglich Comics, du scheinst in dem Thema ja sehr versiert zu sein und eine große Sammlung zu besitzen. 

Nicolas Cage: Ich liebe Popkultur. Aber ihr habt irgendwie echt alle ein falsches Bild von mir und den bunten Heftchen. Lasst mich das mal klar stellen: Ich bin nicht bis 3 Uhr morgens wach und sitze bei mir zu Hause mit einem Pappkarton voller Comics herum, esse Zitronenkekse und lese Spider-Man Hefte. Aber ich kenne mich in der Materie aus, weil ich liebe wofür Comics stehen. Und so wie Rosebud in Citizen Kane bin ich loyal zu meiner Kindheit. Ich denke das Comics mir in meiner Kindheit geholfen haben von meiner Umwelt zu entfliehen. Die bunten Charaktere, die Geschichten, die Mythologien und all das, eröffnete mir eine phantasievolle Parallelwelt in die ich gern flüchtete. Comics sind nichts anderes wie Grimms Märchen, griechische Mythologie, oder nordische Mythen in die sich Kinder in der Vergangenheit gerne vertieften. Ich finde die Magie eines Comics gibt dir eine Form von Lesen in Verbindung mit Bildern, die eine großartige, inspirierende Erfahrung seien kann.  

Reisen wir mal ein wenig in Nics Vergangenheit. 

MoAB: Du hast ja als ziemlich junger Kerl den Oscar gewonnen. Wo steht der denn gerade bei dir zu Hause? 

Nicolas Cage: Ich habe keine Trophäen bei mir zu Hause und ich gucke mir meine eigenen Filme nicht an. Ich habe „Leaving Las Vegas“ damals mit der Einstellung gemacht, dass ich eh nie einen Oscar für irgendwas bekommen werde. Also kann ich auch in so einem Film mit spielen. Im Endeffekt hat er mir zu dem Award verholfen. Ich mache aber keine Filme für Awards, das wäre die falsche Einstellung. Ich weiss auch, dass ich einen Weg gewählt habe, der Kritiker eher anpisst. Ich lebe aber mit einer Einstellung die besagt, wenn du die Kritiker nicht verärgerst, dann machst du irgendwas falsch. 

MoAB: Wenn dein Oscar aber nicht bei dir zu Hause steht, wo ist der dann? 

Plötzlich kommt er ins stocken. 

Nicolas Cage: Er ist, sagen wir. Ich, ich. Also sagen wir. (Kurze Pause) Er ist sicher verstaut. 

Großes Gelächter im Saal. 

MoAB: Zurück in die Zukunft. Wie war es denn mit den „Crank“-Regisseuren so einen durch geknallten Film wie „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ zu drehen? 

Nicolas Cage: Mark Neveldine und Brian Taylor sind  wirklich verrückt. Die würden ihr Leben für eine gute Einstellung riskieren. Mark hat in der einen Hand eine Kamera, mit der anderen navigiert ein Motorrad. Dabei fährt er auf Rollerblades mit 100 km/h, jeden Moment kann er sein Genick brechen. Alles nur um euch zu unterhalten. Die haben das Motto, dass wenn du dir in irgend einer Szene einen Knochen brichst, sollte die auch im Film gezeigt werden. Ich hab mich also in eine ziemlich, gefährliche Umgebung gebracht. Die Regisseure gingen Abends auch oft mit den Stuntleuten einen trinken, zwischen denen entstand eine richtige Freundschaft. Bei solchen Sachen habe ich mir immer gedacht, scheiss drauf. Gebt mir mehr Actionszenen, macht alles noch gefährlicher. Wenn sie eine Szene 20 mal drehen wollten, wollte ich sie 40 mal spielen. So gehe ich mit Druck um, ich überkompensiere ihn.  

Jetzt dreht er richtig auf. 

Nicolas Cage: Wenn ich aber als Ghost Rider spielte und ich mich in den Charakter eingefühlt hatte, war ich so in trance, dass ich die Gefahr gar nicht wahr genommen habe. Es war schon unheimlich wie sehr ich verbunden mit diesem Gefallenen Engel aus einer anderen Dimension war. 

MoAB: Die Drehbedingungen in Osteuropa waren sicher auch nicht gerade einfach, oder? 

Nicolas Cage: Na ja, wenn es vier Uhr morgens ist und du draussen an diesem kalten Set stehst, bist du einfach eingefroren. Es wird total schwer deinen Mund zu bewegen und zu schauspielern. Es war schwer, aber wir sind durch gekommen. (Kurze Pause) In den alten Tagen, also viel früher. (Wieder kurze Pause). Hab ich euch von meiner Theorie erzählt, dass die Schauspielerei von den alten Medizinmännern und Schamanen entstammt? 

 Oh ja, er liebt nicht nur Mythen und Märchen, sondern erzählt auch gerne welche. Wie am Lagerfeuer bei den Pfadfindern, sitzen wir Journalisten alle um Herrn Cage herum und hängen an seinen Lippen. Also dann mal los. 

Nicolas Cage: Also, wenn wir weit in die Zeit zurück reisen. Hatten wir auch hier in Europa Dörfer, noch vor der Christianisierung, die voll von Medizinmännern und Schamanen waren. Man könnte meinen, die waren alle verrückt, aber die drifteten alle in diese andere Welt der Psyche ab um Antworten und Heilmethoden für die anderen Einwohner des Dorfes zu finden. Es gibt ein Buch, dass die Therie unterstützt, dass dies die ersten Schauspieler auf der Welt waren. Ich glaube ich hab an diese Theorie gedacht, als ich mich für Ghost Rider vorbereitet habe. Manchmal haben die Schamanen ja Masken benutzt, die haben sie aufgesetzt um sich in einen besonderen Geist herein zu versetzen. Also hab ich mich mein Gesicht manchmal weiß oder schwarz angemalt und sah aus wie ein Voodoo-Priester. Ich sah aus wie jemand aus dem Kult, es gibt da einen, der repräsentiert den Tod und den Übergang. Aber er liebt auch Kinder. Er ist aber auch der Gott des Fickens in dieser Welt. Ich dachte mir einfach Ghost Rider sollte auch etwas davon haben. Also hab ich mein Gesicht angemalt, mir schwarze Kontaktlinsen in die Augen gemacht und bin so ans Set gelaufen. Ich hab kein Wort gesagt. Auch wenn die anderen Darsteller mit mir reden wollten, blieb ich stumm. Das war meine Art mich in der Rolle nicht lächerlich zu fühlen. Das hat mich ein wenig im düsteren Licht dar stehen lassen und die anderen Darsteller hatten auf jeden Fall Angst, das konnte ich in deren Augen sehen. Das hat alles meinen Glauben vergrößert, zu denken ich wäre wirklich der Ghost Rider. Das war mein erster Versuch im, so wie ich es nenne, „Nouveau-Scharmaniac-Acting“. 

Das gruselige an all dem ist, dass man ihm das alles irgendwie abkauft, wenn er diese Anekdoten erzählt.  Kommen wir zum Endspurt. 

MoAB: Wirst du denn nie wieder in einem romantischen Film wie „Moonstruck“ mit spielen? 

Nicolas Cage: Ich glaube nicht. Ich habe diesen Christopher Lee, Vincent Price Weg eingeschlagen, den er es für junge Frauen eher erschwerlich machen wird, mich in solchen Rollen noch mal sehen zu wollen. 

MoAB: Hast du denn schon die Comics wieder bekommen die dir gestohlen wurden. 

Nicolas Cage: Ich glaube das wird immer ein Rätsel bleiben. 

Er rutscht auf seinem Stuhl umher, wird langsam nervöser, irgendwie verlässt ihn die Konzentration. Seine langen, drahtigen Hände lässt er dabei am liebsten auf seinem Schoß oder dem Tisch hängen, dort liegen sie ein wenig wie die von Nosferatu herum.  Kein Wunder bei den Klunkern, die daran befestigt sind. An seinen Fingern  hängt viel Gold und Glitzer. Dicke Goldringe mit Diamanten und schwere Uhren aus dem Edelmetall scheinen es dem Mann angetan zu haben. Fragen wir doch mal nach. 

MoAB: Was hat es eigentlich mit all den interessanten Ringen an deinen Fingern auf sich? 

Nicolas Cage: Auch das wird sicher immer ein Rätsel bleiben. Das ist persönlich. 

MoAB: Man hat gehört, dass du so ein großer Fan des Riders bist, dass du dir ein Tattoo von ihm stechen lassen hast? 

Nicolas Cage: Ja das stimmt. Ich habe einen flammenden Totenkopf tätowiert. 

MoAB: Wo denn? 

Nicolas Cage: Auch das wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.  

MoAB: Was bist du denn für ein Fahrer. Wenn du mit deinem Motorrad oder Auto fährst? 

Nicolas Cage: Viel zu schnell. Ich würde gerne so schnell wie möglich fahren. Aber meine Versicherung lässt mich rechtsbindend wirklich nicht mehr fahren. 

MoAB: Der Film hat viel mit schlechten Entscheidungen und schlechten Verträgen zu tun. Was war deine schlechteste Entscheidung, dein schlechtester Vertrag in der Filmbranche den du je unterzeichnet hast? Oder wird das auch immer ein Rätsel bleiben? 

Nicolas Cage: Dummerweise sind diese Entscheidungen meist allgemein bekannt. Ich gebe aber zu, dass ich Leuten vertraut habe, denen ich nicht hätte vertrauen sollen. Aber es ist nur ein Fehler, wenn man daraus nichts lernt. 

MoAB: Man sieht dich nicht oft auf Premieren oder Roten Teppichen, woran liegt das? 

Nicolas Cage: Ich habe einen fundamentalen Konflikt mit dem Hollywood-Business und dem was ich tue. Ich kämpfe immer damit ein besserer Mann zu sein und in einem Feld zu arbeiten, dass darauf gründet eitel zu sein. Ich will nicht der Typ sein der seine neueste Jacke auf dem Roten Teppich vorzeigt oder über selbst spricht. Was ich jetzt gerade zwar mache, aber das ist nur dafür, dass ihr den Film gut findet. Aber Hollywood und diese Fotos und all das ist genau das Gegenteil von dem was ich eigentlich sein will. 

MoAB: Aber wie willst du das schaffen? 

Nicolas Cage: Ich will ein wenig mehr mit Amnesty arbeiten, mehr Zeit für ein belesenes Leben haben und hoffentlich irgendwann mal damit anfangen zu schreiben. Egal ob Literatur oder Drehbücher.    

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg damit. 

Sonntag, 19. Februar 2012

Cage Rage: Nicolas Cage im Portrait

Es gibt niemanden der so ist wie Nicolas Cage.






Der Vollgas-Schauspieler ist ein cineastisch aufleuchtender Sonderling mit einem uneingeschränktem Spielraum, dessen weit gestreute Filmographie seines gleichen sucht. Wie ein Heroinjunkie auf der Suche nach seinem nächsten Schuss, rast Nic Cage durch seine Filmprojekte.


Ob er nun geistesgestörte Vietnamveteranen, zwangsneurotische Betrüger, russische Waffenhändler, moralische Kreuzritter, PS süchtige Autodiebe, einen Rächer aus der Hölle, sich zu Tode trinkende Drehbuchautoren, drogensüchtige Sanitäter, Crack rauchende Polizisten oder einen Engel spielt: Nicholas Kim Cage fasst seine schauspielerische Hingabe selbst so zusammen: „Hollywood wusste nicht ob ich wirklich spielte, oder echt verrückt war“. Für David Lynch ist er der „Jazzmusiker der Schauspielerei“





Der 1964 geborene Sohn des italienisch stämmigen Literatur Professors August Coppola (Bruder von Regisseur Francis Ford Coppola), der deutschstämmigen (Omi kam aus Cochem an der Mosel) Tänzerin und Choreographin Joy Vogelsang, änderte seinen prominenten Nachnamen schon früh in seiner Karriere, um ein eigenes Image mit eigenartig schrulligen Rollen auf zu bauen.



Die High School schmiss Cage schon mit 17 Jahren. Natürlich aus Protest, denn dort hatte man dem komischen Kauz, der sich bei seinem Abschlussball Anzug und Schuhe voll kotzte und deshalb von seinem eigenen Limousinenfahrer nicht mehr ins Auto gelassen wurde, keine Rolle in der Schulaufführung spielen lassen. Ein Job musste her, am besten irgendwas auf Marschroute zu einer Filmkarriere. Also verkaufte er Popkorn im kalifornischen Fairfax Kino. Schliesslich hielt er sich bei Onkel Francis als Anspielpartner für die Castings von „Rumble Fish“ über Wasser, die ihm in dem Streifen die Rolle eines der Gangmitglieder abwarfen.







Seine Risikofreudigkeit independent Filme mit einer mainstreamigen kommerziellen Sensibilität zu vermischen hat auf lange Dauer Erfolg gewährleistet. In der Tat hat Cage seit seinem Oscargewinn für „Leaving Las Vegas“ 1995 eine Strategie entwickelt zwischen freakigen, unkonventionellen Rollen und total anderen, eher kommerziellen Action Blockbustern hin und her zu pendeln wie sonst kein anderer.






Doch für seine eigenwillige Interpretation der Charaktere erntete Cage auch schon böses Blut. Die Coens sahen in ihm eigentlich einen Hollywoodschönling ala Kevin Costner und dann tauchte dieser schrullige Typ mit seinen wild durcheinander fliegenden Haaren am Set auf. Auch bei „Peggy Sue hat geheiratet“ wurde er fast gefeuert, weil er einfach nicht Kathleen Turners „Babe“ sein wollte und die Rolle ein wenig bizarrer verkörperte.


Privat scheinen seine großen Leidenschaften wohl Immobilien und Comics zu sein. Nicht nur Schloss Neidstein im bayerischen Dorf Etzelwang oder Midford Castle in der Nähe von Bath in England haben es ihm angetan, auch das Domizil von John Wayne in Newport Beach in Kalifornien legte sich Cage 2007 für satte 24 Millionen Dollar Kaufpreis zu. Sein selbst gewählter Nachname entstammt dem Marvel-Superhelden Luke Cage, der einer der ersten schwarzen Comicheroen war und Cage’s 2005 geborener Sohnemann Kal-El ist nach seinem Lieblingscomic „Superman“ benannt. 






Der Legenden und Mythen liebende Filmkünstler, dessen Helden harte Kerle wie Clint Eastwood und Jack Nicholson sind, wollte vor seiner Karriere erst Boxer, dann Zauberer oder Rennfahrer werden. Die beiden letzteren Wünsche erfüllte er sich in „Duell der Magier“ oder „Nur noch 60 Sekunden“, aber auch für seine Freunde tut er so einiges. Als er Anfang der 80iger Jahre mit Johnny Depp (der war damals noch Musiker in Florida) eine Runde Monopoly zockte, erkannte er seine Begabung und ermutigte ihn, es mal mit der Schauspielerei zu probieren. Nach einem Treffen mit Cage’s Agenten startete Depp’s Traumkarriere.






Auch die Ladys standen bei Mister Cage Schlange: Affären werden ihm mit DiCaprio-Freundin Kristen Zamg, Uma Thurman oder Model Christine Fulton, mit der er seinen erstgeborenen Sohn Weston (1992) zeugte, nach gesagt. Von 1995 − 2001 war er mit Kollegin Patricia Arquette verheiratet. 2002 Schnappte sich Nic dann die wohl größte Trophäe eines jeden hingebungsvollen Elvis Fans: Presley’s Tochter Lisa Marie, mit der er 2 Jahre verheiratet war. Seine jetzige Frau Alice Kim Cage entführte er aus einem Sushirestaurant in dem die 20-Jährige kellnerte und schleppte sie gleich zum Traualtar.
Es war in den Neunzigern, vor seiner Rolle in „The Rock“ (1996), als Cage’s Weg noch auf Independent-Film-Exzesse geebnet war. 


Er glänzte in abgefahrenen Streifen wie „Raising Arizona“, „Vampire’s Kiss“ (Indem er in selbstloser „method- acting-manier“ lebendige Kakerlaken mampfte) oder David Lynch’s überladenem „Wild at Heart“, bis Superproduzent Jerry Bruckheimer etwas ganz anderes in Cage’s wilden Augen sah. Er sah einen großen Hauptdarsteller. Jemanden der fähig war Kraft und Komplexität in die Rolle eines Actioncharakters zu bringen. Mit Krawall-Hits wie „Con Air“ oder „Face/Off“ positionierte sich Cage in den späten Neunzigern als erste Adresse für harte Actionkost und löste Muskelpakete wie Arnold Schwarzenegger oder Sylvester Stallone von ihrem Thron ab. Seitdem schöpft er seine Angebote aus vielen verschiedenen Quellen, schwankend zwischen riesigen und eher kleinen Projekten. Wenige erinnern sich wohl an „Windtalkers“, „The Family Man“ oder „Bangkok Dangerous“, aber Cage gibt nicht auf. „Natürlich muss ich arbeiten“, sagt er in einem Interview, „ich finde immer wieder etwas Befriedigendes in meinen Rollen“. Das kann man gerne unterschreiben, wurden wir doch erst kürzlich Zeuge wie er den Killer-Superhelden Big Daddy in „Kick Ass“ spielte oder seine skurill oscarreife Darstellung des abgefuckten Iguana-beobachtenden Bullen in Werner Herzogs verrückten „Bad Lieutnant“ meisterte.





Bereuen wird er wohl keine seiner Entscheidungen. Aber wieso sollte Nic Cage, der erst vor kurzem Leonardo DiCaprio bei einer Auktion mit 276.000 Dollar den echten Schädel eines Tyrannosaurus Rex weg kaufte, irgendetwas bereuen? Das einzige, was er an seinem Lebensende wirklich bedauern wird, ist der Verlust der drei Comic-Bücher, die aus seinem Privatbesitz geklaut wurden und nie wieder zu ihm zurück fanden. Darunter war auch die Erstausgabe von „Superman“. Lieber Nic, wir trauern mit dir.