Killing Them Softly
Kinostart: 29. November 2012
Regie: Andrew Dominik
Darsteller: Brad Pitt, Ray Liotta,
James Gandolfini, Sam Shepard
Homepage: http://killingthemsoftlymovie.com/
Es hört einfach nicht mehr auf zu
Regnen, die Sonne scheint hier schon seit Jahren nicht mehr vorbei
geschaut zu haben, ein getunkt in trüben Sepia-Farben wandeln
Kleinganoven, Nutten und bewaffnete Gangster durch verkommende
Gassen. Willkommen in Amerika im Jahr 2008. Barack Obama kämpft
gegen John McCain um den Posten des scheidenden Präsidenten George
Bush. Die Wirtschaftsblase ist geplatzt. Das Land steht am Abgrund.
New Orleans gleicht drei Jahre nach Hurrikan „Katrina“ immer noch
einem Kriegsgebiet.
Für Frankie und Russel sieht es auch
in absehbarer Zukunft nicht gerade rosig aus. Es scheint einfach
keine vernünftigen Jobs mehr zu geben. Doch während Frankie sich
langsam wieder in seine warme Zelle zurückwünscht, ist Russells
Hoffnung noch nicht ganz verschwunden. Er will in ein paar Jahren das
große Geld als Heroindealer machen. Nur an das Startkapital muss er
irgendwie ran kommen. Vor allem scheint es dabei jedoch nicht
hilfreich zu sein, dass er selbst sein bester Kunde ist und vom
Drogenrausch benebelt im Halbschlaf durch seine trübe Welt wandelt.
Ein Überfall auf Markies Kartenspieler-Truppe soll seine und
Frankies Geldsorgen vergessen Lassen. Gangster beklauen Gangster.
Natürlich bleibt so ein Beuteraubzug nicht ohne Konsequenzen.
Auftritt Brad Pitt alias Auftragskiller Jackie. Mit zurück
gegeelter Haarpracht, Lederjacke über den Schulten und einer
Sonnenbrille auf der Nase, die sogar Steve McQueen vor Neid erblassen
lassen würde, wandelt er als gefallener Engel auf einer
todbringenden Mission durch den Gott verlassenen Vorort. Regisseur
Andrew Dominik könnte mit seinem Gangster-Streifen auch auf
Zeitreise aus den rohen achtziger Jahren gekommen sein. Wir treffen
auf geschwätzige Charaktere die meist Reden, wenn sie sich nichts zu
sagen haben, einsame Junkies treffen auf perspektivlose Gangster.
Eine Stadt voll von verlorenen Seelen.
Regisseur Dominik scheint die Hoffnung
in sein Land schon komplett aufgegeben zu haben. In Amerika bist du
auf dich allein gestellt, flüstert Pitt seinen Auftraggebern ins
Ohr. Wir sind kein Volk, Amerika ist ein Business. Sozialkritik,
verpackt in einem wütenden, fluchenden, aussagekräftigen
Kleinganoven-Thriller mit großen Darstellern. James Gandolfini
flucht sich vom Schnaps gezeichnet durch billige Hotelzimmer und wenn
in extremer Zeitlupe auf Ray Liottas vom Botox und Narben
gezeichnetes Gesicht eingeprügelt wird, der Regen dabei plätschert
und die Knochen langsam knacken, inszeniert Dominik seine Szenen auf skurille Weise in einer wohligen Symphonie. Gewalt als Poesie in
einer Welt, die wohl nicht mehr zu Retten ist. Killing Them Softly
überzeugt als intelligenter Arthaus Film verpackt in einem vulgären
Thriller, der es verdient von einem großen Publikum gesehen zu
werden.
Übrigens: Auch das Cannes-Filmfest spielte Killing Them Softly im Offiziellem Programm. Hier ist die gesamte Pressekonferenz.
Trailer:
Text: Markus Breuer
Fotos: Promo
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