Guter Film → Scheiss Titel.
„Zwei mal Chinese zum mitnehmen“: Wer diesen Satz in den Armen seiner Freundin, oder nebst seinen Kumpels, ohne ihn in den eigenen Bart zu murmeln oder sich dabei unendlich scheisse vorzukommen, im Januar am Ticketcounter des Kinos seiner Wahl, aufsagen kann, der steht vor der armen Kino-Mitarbeiterin entweder unter Einfluss von Alkohol oder sonstigen Drogen. Was sich der Verleih bei der Übersetzung des original argentinischen Titels „Un Cuento Chino“, der ein Sprichwort beschreibt, dass soviel wie „eine erfundene oder unglaubliche Geschichte“ oder am ehesten noch mit „Das kommt mir spanisch vor“ zu vergleichen ist, gedacht hat, wird wohl immer ein Rätsel bleiben.
Aber auch die hiesigen Marketing-Damen und Herren scheinen den Konsum von Substanzen die laut Betäubungsmittelgesetz eher illegal ein zu stufen sind, nicht abgeneigt zu sein. Wenn man sich das offizielle Deutsche Poster zum Film ansieht, gibt es noch viel mehr solcher Sprachentgleisungen zu bewundern. Nicht nur der Titel, nein auch der geschmacklose Untertitel „Eine süß-saure Komödie“ grenzen schon fast an Rassismus. Man stelle sich nur einen Berliner Chinesen vor, der von dem 2012er Oscarkandidaten in irgend einem anderen Land gehört hat, vll. sogar von argentinischen Nachbarn im Nebenhaus und nun zum Deutschlandstart ins Kino gehen will.
Welcher Chinese traut sich bitte, ob alkoholisiert oder sonst wie benebelt, an den Ticketcountern seines Multiplexes nach einer Karte seines Wunschfilmes zu fragen? Die einzigen die Spaß an solchen Dingen haben, werden wohl gelangweilte Neonazi-Gruppen sein, die dann aber nach der Sichtung des Films, wenn sie denn so lange aushalten, enttäuscht den Saal verlassen und süß-sauren Schabernack in ihrem Viertel aushecken. Wenn die niederen Sinne und Erwartungen nicht erfüllt werden, brennen die Nudelbuden. Ein Schreckensszenario, dass solch Marketing und Verleih-Profis aus den schnieken Agenturen in Mitte natürlich nicht vorhersehen konnten. Sie waren zu sehr damit beschäftigt aus Filmen wie „The Pope Must Die“ → „Ein Papst zum Küssen“ zu machen.
Ach ja. Ansonsten ist "Ein Chinese zum mitnehmen", der das einsame Leben eines kauzigen Misanthropen zeigt, welcher wiedererwartend einen obdachlosen Chinesen bei sich in der Wohnung aufnimmt, äußerst sehenswert.
Filmstart: 05. Januar 2012
Solche Szenen, die der Titel, die Untertitel und die Aufmachung des Plakates versprechen, werden nicht geboten und damit sollte doch spätestens seit "Breakfast at Tiffanys" auch schluss sein:
Geboten wird auf jeden Fall skurille Filmkost mit einer Priese schwarzen Humor!
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