Dienstag, 5. März 2013

Gesichtet: Die fantastische Welt von Oz



Die fantastische Welt von Oz
OT: Oz the Great and Powerful
USA 2013

Filmstart: 07. März 2013
Dauer: 130 Minuten 
Regie: Sam Raimi
Mit: James Franco, Mila Kunis, Rachel Weisz, Michelle Williams

Links:
rottentomatoes: 73%
imdb: 7,4

boxofficemojo: 493 Millionen




Da wo Weite beschränkt wird, blickt man automatisch in die Tiefe: Sam Raimi startet seinen Mega-Blockbuster „Die fantastische Welt von Oz“ im Kansas der Jahrhundertwende. Schwarzweiß-Bilder im alten 4:3-Format zelebrieren während des stimmungsvollen Vorspanns nicht nur die Geburt des Kinos, sondern auch die des Frauenhelds, des Tricksers Oz. Während er Illusionen für seine Zuschauer kreiert, wird er plötzlich mit der harschen Realität konfrontiert. Oz muss fliehen und springt in einen Heißluftballon. Dann erwischt ihn plötzlich ein Wirbelsturm. Der eigentliche Triumph weicht dem Todeskampf. Wie seinen Protagonisten, schüttelt der Sturm auch den Rezipienten wild durch. Ist die Ballon-Achterbahn-Rallye erst mal vorbei, vernebelt die eine oder andere Hirnerschütterung erst mal das logische Denkvermögen. Perfekt, denkt sich das Produzenten-Gremium, man ist ja schließlich direkt in der knall bunten Disney-Blockbuster-Fabrik gelandet. 


Retorten-Unterhaltung, triviale Dialoge, eine Geschichte ohne wirkliche Höhepunkte, ohne Spannung, ohne großartige Überraschungen, immer das erlösende, vorhersehbare Finale im Auge. Das ist die wundervolle Welt der risikolosen Disney-Juristen, die ihre Multi-Millionen-Ausgaben in Sicherheit wägen und bloß kein Wagnis eingehen wollen. Wie wäre es mal mit der einen oder anderen Charakter-Entwicklung im Laufe der Spielzeit? Quatsch! Das haben wir bei „Alice im Wunderland“ auch nicht gebraucht. Und während Micky Maus seit 2010 noch fleißig die eingenommenen Dollarnoten aus dem Tim-Burton-Spektakel stapelt, können wir uns über die Logiklücken des neuen potentiellen Geldscheffel-Filmchens echauffieren. 


Da wäre zum einen ein kleines Dorf, das von einer guten Hexe (trägt weiß) und ihrem eigens geschaffenen Sicherheitsschirm beschützt wird. Seit Jahren haben die bösen Hexen (alle in schwarzen Lederanzügen) auf ihren fliegenden Stöckchen es nicht geschafft, die erschaffene Kunsthaut zu durchdringen. Hexe Theodora wechselt mal eben auf die dunkle Seite, bekommt grüne Hulk-Haut und schwupps – durchdringt sie ohne irgendwelche Trixereien – das nicht ganz so effektive Schutzschild. Nur um ein wenig herum zu schwafeln und wieder ab zu zischen. Ob es nun der fliegende Cgi-Affe ist, das traumatisierte Porzellan-Mädchen oder sonst wer in dem hermetisch abgeriegeltem Effekt-Kosmos, alle Figuren zeigen immer nur ihre eindeutig definierten Emotionen. 


Niemand weiß zu überraschen, niemand darf aus seiner Blase an eindimensionaler Dialoggunst ausbrechen, Sätze werden zu Statements, Menschen zu Objekten, die konstruierte 3D-Welt sorgt zwar für den obligatorischen Eye-Candy, schafft es aber nicht, das Gehirn der Zuschauer komplett zu vernebeln. Ja sind wir denn die einzigen, die der Bonbon-Welt wieder entfliehen wollen, weg von Computer animierten Tierchen, fliegenden Hexen, einstürzenden Brücken und hölzerner Phrasen? Zurück ins 4:3 Schwarzweiß Kansas, hier wo es noch etwas zu erzählen gab, etwas wirkliches zu tun? James Francos Charakter scheint es mit dem Heimweh nicht allzu ernst zu nehmen. Wieso auch? Am Ende seiner stupiden 3D-Reise steht die Aussicht auf haufenweise Gold. 


Eine Aussicht, die sich auch die Produzenten des Abenteuer-Filmchens nicht nehmen lassen werden. Auch wenn es der phantastischen Welt an Phantasie fehlt und sie am Ende nur schablonenhafte Langeweile-Unterhaltung bietet.   

40%

Ein Blick hinter die Kulissen: 


Die Schauspieler erklären ihre Rollen und kriechen sich gegenseitig in den Arsch: 


Trailer: 



Text: Markus Breuer 
Fotos: Walt Disney Pictures 2013 

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